Während der knallharte Rugby-Sport in Deutschland nur ein Nischendasein fristet, bricht das Großevent globale Rekorde. ISPO.com zeigt, warum die Rugby-WM auch für Global Player wie Emirates oder Mastercard interessant ist und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Turnier.
Mit Japan richtete erstmals ein asiatisches Land die Rugby-WM aus. Herrschte vor dem Turnier noch Skepsis ob der vermeintlich mangelnden Rugby-Begeisterung der Japaner, ist diese längst verflogen. Die Stadien sind voll, die Stimmung ist fantastisch. Nicht zuletzt, weil Japan die Gruppenphase mit Überraschungssiegen gegen die Rugby-Nationen Irland und Schottland überstanden hat. Erst im Viertelfinale scheiterten die Japaner am späteren Weltmeister Südafrika (26:3).
Die neunte Rugby-WM ist gleichzeitig auch die bisher größte: 1,8 Millionen Besucher erwartet Japan für die WM-Partien, weltweit verfolgen rund 3 Milliarden TV-Zuschauer das Turnier. Während in Europa das Rugby-Fieber „nur“ bei traditionellen Rugby-Nationen England, Irland, Wales, Schottland und Frankreich grassiert, ist der Sport auf der Südhalbkugel der beliebteste überhaupt.
Und auch in Asien wird Rugby immer beliebter: Laut Nielsen Research gibt es auf dem asiatischen Kontinent allein 112 Millionen Rugby-Fans. Im Ausrichterland Japan haben seit 2016 über eine Million Menschen erste Rugby-Erfahrungen gesammelt. Auch, weil in diesem Zeitraum allein 769.000 Schulkinder die weniger harte Variante Tag Rugby in der Schule spielten.
Zum Vergleich: Der Deutsche Rugby-Verband kommt auf gerade einmal 16.000 Mitglieder.
Ausrichter Japan ist hochzufrieden. Nach der ersten Turnierwoche betrug die Stadionauslastung starke 98 Prozent. Kein Vergleich zu der gähnenden Leere auf den Tribünen der gleichzeitig stattfindenden Leichtathletik-WM in Katar.
Zum Eröffnungsspiel der WM war der Hashtag #RWC2019 der weltweite Toptrend in den sozialen Medien. Allein Neuseelands erster Haka wurde über die Videoplattform GIPHY 16,5 Millionen Mal gesehen.
Sir Bill Beaumont, Vorsitzender des Welt-Rugbyverbandes World Rugby, zeigte sich in einem offiziellen Statement begeistert: „Dies ist Japans Chance, zu glänzen. Und das tun sie. Von der spektakulären Eröffnungszeremonie über exzellentes Rugby, belebte Fanzonen und starke Zuschauerzahlen bei den Übertragungen war das ein toller Start.“
Tatsächlich punktete Rugby weltweit im TV: Der japanische Sender NTV kam beim Eröffnungsspiel auf eine Einschaltquote von 25,5 Prozent zur Prime-Time.
Höhepunkt für den Sender war das letzte Gruppenspiel der Japaner gegen Schottland, das 54,8 Millionen Zuschauer allein in Japan verfolgten - mehr als das Fußball-WM-Finale 2002.
In Großbritannien verzeichnete ITV mit 20 Prozent Marktanteil und Zuschauerzahlen von bis zu 4,7 Millionen bei Englands erstem Spiel gegen Tonga an einem späten Vormittag starke Zahlen. In Frankreich sahen immerhin 3,1 Millionen Zuschauer an einem Samstagmorgen das erste WM-Spiel der „Bleus“.
In Deutschland zeigte der Spartensender ProSieben MAXX die Spiele an den Wochenenden live im TV, unter der Woche mussten sich Rugby-Fans mit einem Livestream begnügen. Zahlen von rund 1,5 Prozent Marktanteil am ersten Turniersonntag waren für ProSieben MAXX dabei durchaus positiv.
Während Großverbände wie das IOC, aber auch die FIFA und der DFB zuletzt immer wieder namhafte Partner verloren haben, wird die Rugby-WM für Konzerne immer interessanter. Für die aktuelle WM hat der Verband World Rugby sechs Global Player als Partner gewinnen können: Emirates, Heineken, Land Rover, Mastercard, Société Générale und DHL.
Offizielle Sponnsoren des Turniers sind desweiteren Canon, TOTO Ltd, SECOM, Taisho Pharmaceutical, Mitsubishi Estate, NEC, HITO Communications und Taisei.
Acht weitere, größtenteils japanische Unternehmen sind offizielle Turnierausrüster.
IMG, den offiziellen Partner für Merchandising rund um die WM, verkündete schon einen Tag vor dem Turnierstart gute Nachrichten: Die Merchandising-Verkäufe im offiziellen Online-Store vor Turnierbeginn übertrafen die der letzten WM 2015 in England bereits um über 50 Prozent.
Zu den Bestsellern der in 75 Ländern verschifften Produkte gehören Trikots, Caps, Fanbekleidung, Handtücher, Schlüsselanhänger und Anstecker.
Das deutsche Rugby-Team hat erneut die Qualifikation für eine Rugby-WM verpasst. Der Traum von der ersten Teilnahme war im November 2018 ausgeträumt, als bei einem Qualifikationsturnier in Marseille die Kanadier zu stark waren. Diese haben das letzte Ticket für die WM in Japan lösen können, hatten in der Gruppenphase allerdings keine Chance.
Dennoch erlebt der Rugby-Sport in Deutschland einen Aufschwung: Im 7er-Rugby wurde Deutschland im Juli erstmals Europameister. Das Oktoberfest 7s mit den besten Nationalteams im 7er-Rugby lockte zudem im September immerhin 27.000 Fans ins Münchner Olympiastadion.
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