Die Rennskier hat sie gegen einen Tretroller eingetauscht, notgedrungen. Erst vor ein paar Wochen hat Julia Mancuso ihr 399. und letztes Weltcuprennen bestritten, bei der Abfahrt in Cortina d'Ampezzo, im Wonder-Woman-Outfit. Mit wehendem Cape rauschte sie ins Ziel, ließ sich mit Schampus bespritzen, von Lindsey Vonn auf den Schultern tragen – um dann wie erwartet ihr Karrierende zu verkünden. Die Hüfte. Auch nach zwei Operationen ist ihre Bewegungsfähigkeit noch so stark eingeschränkt, sind die Schmerzen so groß, dass sie die Qualifikation für ihre fünften Olympischen Spiele verpasste.
„Es war ein unglaublich harter Weg zurück in den Weltcup, dass ich mich auf den Strecken überhaupt sicher gefühlt habe.“ Nun wird sie als Expertin für den US-Sender NBC drei Wochen lang nach Pyeongchang fahren, wie ihr Ex-Kollege Bode Miller. „Er kommentiert alle Rennen“, sagt sie, „ich weiß noch gar nicht, was ich mache. Aber es wird bestimmt lustig.“ Die Verletzung, die dieser Frau die gute Laune verdirbt, ist noch nicht erfunden.
Keine Amerikanerin hat bei Ski-Großereignissen so viele Medaillen gewonnen wie sie: Olympia-Gold 2006 und noch zweimal Silber bei den Spielen 2010 in Abfahrt und Kombination sowie Bronze in der Kombination 2014. Dazu kommen fünf WM-Medaillen. Doch damit ist es jetzt vorbei. Am Stand ihres langjährigen Ausrüster Spyder in der Halle B2 stützt sie sich auf den Roller – es gibt wohl nur wenige Tage ohne Schmerzen in der Hüfte. „Ich komme jeden Tag anders aus dem Bett. Aber so ist es nun mal. Ich muss das akzeptieren. Ich hatte mir das nach den zwei Operationen auch anders vorgestellt. Aber Skirennen sind nun mal hart für den Körper.“
Ganz ohne Ski geht es natürlich nicht: „Den Rest des Winters werde ich erst mal mit Freesking verbringen, wo immer ich kann. Und dann? Mal sehen, was passiert. Ich habe noch keine Pläne für die Zukunft gemacht, weil ich mich bis zuletzt auf meine Renn-Karriere konzentriert habe. Aber auf jeden Fall werde ich jetzt viel reisen – und Spaß haben!“
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