Bevor sich die Gäste endlich den kleinen, aber feinen Köstlichkeiten des Zwei-Sterne-Kochs Edouard Loubet widmen konnten, gab es von ganz oben noch eine frohe Botschaft. Ganz oben, das ist das kleine Podium am Stand von Rossignol in der Halle B 6, und da oben standen am Ende des ersten Tages der ISPO Munich 2018 nicht nur der Südtiroler Christof Innerhofer und die DSV-Athleten Linus Strasser und der derzeit in Kreuzbandriss-Reha befindliche Stefan Luitz, sondern auch der neue „Big Boss of the Streif“: Thomas Dreßen.
Und der verkündete an dieser denkbar geeigneten Stelle, dass er gerade seinen Vertrag mit dem französischen Ski-Hersteller Rossignol um zwei weitere Jahre verlängert hat. Woraufhin die Moderatorin enthusiasmiert meinte: „And now: Champagne!“
Den hatte ISPO Munich Exhibition Director Markus Hefter in angemessener Flaschengröße mitgebracht. Aber wer nun meinte, dass die frisch gebackene Ski-Legende den edlen Perlwein in Rock-Star-Manier ins johlende Fan-Volk spritzen würde, der kennt diesen Thomas Dreßen nicht. Mit einem dezenten Plopp segelte der Korken ins Publikum, und schon sah man den verwegenen Streif-Bewzinger ganz brav Schampus ausschenken, ganz nach dem Motto: Bloß nichts daneben schütten! War bestimmt teuer.
Nicht nur für Dreßen sind es besondere Tage, schließlich hatte zuletzt in Kitzbühel nicht nur der junge Deutsche auf der Streif triumphiert, sondern auch tags darauf der ebenso junge Norweger Henrik Kristoffersen, dem am Ganslern-Hang das Kunststück gelang, einen Local Hero namens Marcel Hirscher zu bezwingen – und das ebenfalls auf dem signalroten Modell Hero aus dem Hause Rossignol. Rund 250.000 Paar Ski dieses Modells sind derzeit weltweit auf den Pisten unterwegs – eine Erfolgsgeschichte, die viele dem lange Zeit kriselnden Hersteller nicht mehr zugetraut hatten.
Vor vier Jahren, vor den Olympischen Spielen in Sochi, hatten die Franzosen die „Band of Heroes“ ins Leben gerufen: eine Ansammlung von Rossignol-Athleten quer durch die Sportarten und die Generationen, die eines eint: die Leidenschaft für den Wettkampf. In Val d'Isère entstand das erste gemeinsame Helden-Foto, das nun seine Fortsetzung erlebte: am Starthaus der Streif hoch über Kitzbühel – eine Location, die für eine französische Firma gar nicht mal so einfach zu haben war.
Im April vergangenen Jahres gelang nun das Kunststück, 34 Top-Profis für zwei Tage in Kitzbühel zu versammeln, um dieses etwas andere, ziemlich einzigartige Gruppenfoto zu schießen. Streif-Held Dreßen hängt auf dem Bild in einem Klettergurt an einem Balken des Starthauses und scheint seinen Spaß zu haben. Aber den hat diese Frohnatur ja eigentlich fast immer.
Im Sekundentakt schreibt der 100-Kilo-Mann am Rossignol-Stand Autogramme, springt für Selfies auf, setzt sich wieder nieder, fragt den nächsten Fan nach seinem Namen und pinselt das nächste Autogramm – um dann wieder aufzuspringen für das nächste Foto...Kein Wunder, dass er sich nach getaner Tat erst mal hinsetzt und die nächsten hundert Selfies im Sitzen absolviert.
„Thomas, darf ich ein Foto mit dir machen?“, fragt ein junger Bursche. „Freili, hock di her“, ruft Dreßen und grinst los. „Der Januar war schon anstrengend“, sagt er nach einem zur Seite verdrückten herzhaften Gähner, „jetzt bin ich schon froh, wenn mal ein paar Tage Ruhe sind, bevor es dann in Korea losgeht.“ Pyeongchang, seine ersten Olympischen Spiele. Druck macht er sich deswegen nicht, natürlich nicht: „Mei, ich werd' schauen, dass ich meine Leistung abruf', und dann basst des scho.“
Stundenlang könnte man seinem herrlichen Dialekt-Mix zuhören. Aufgewachsen ist er in Mittenwald (Oberbayern), zur Schule gegangen im Stubaital (Tirol) und in Saalfelden (Salzburger Land), und nun lebt er mit seiner Freundin am schönen Traunsee (Oberösterreich).
Fast schade, dass er auf dem Rossignol-Podium seine Siegfahrt auf der Streif dann auf englisch kommentieren soll, was er aber natürlich auch gerne macht: „Arriving at the Oberhausberg...“ Irgendwann, etwa aber der finalen Traverse kurz vor dem Ziel, wird es ihm dann allerdings zu dumm, und dann redet er einfach so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: „Dann hob i dacht: 'Jetzt druck i das Ding oafach obi.' Und dann ging’s nur noch dahii!“
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